Bestsellerautor Prof. Markus Hengstschläger am „Tag der Sprachen“ im WIFI Dornbirn

 

Genetiker setzt auf die

Kraft der Individualität

 

Talent im landläufigen Sinn gibt es laut Univ. Prof Dr. Markus Hengstschläger gar nicht, sehr wohl aber Fähigkeiten, die es zu entdecken und durch harte Arbeit intensiv zu trainieren gilt. Mit seinem Vortrag "GENE-Talente-Chancen – wie manage ich (m)ein Talent?“ faszinierte der auch als Autor (Die Durchschnittsfalle) sehr erfolgreiche Genetiker gut zweihundert Zuhörer im WIFI Dornbirn.

 

„Die Evolution ist das erfolgreichste System, das es gibt“, stellte Prof. Hengstschläger am internationalen Tag der Sprachen im „Saal des Wissens“ auch unter Hinweis auf die Forschungsergebnisse von Nobelpreisträger Konrad Lorenz fest. Sprache sei kein angeborenes Verhalten, der Mensch also nicht auf seine 25.000 Gene reduzierbar.

 

Als einzige Chance zur Bewältigung der Zukunft sieht der Genetiker das Nutzen der „Kraft der Individualität“. Nur mit ihr lasse sich der Karren für die Zukunft aus dem Dreck ziehen und für ein weder über große Ölvorkommen noch über Massen an billigen Arbeitskräften verfügendes Land wie Österreich eine erfolgreiche Rolle im internationalen Wettbewerb erreichen. Der Maßstab für Erfolg ist für den Referenten übrigens der Beitrag, den der oder die Einzelne zur Lösung von Problemen in jedem Bereich der Gesellschaft beiträgt.

 

Niemand anders, jeder verschieden

 

„Niemand ist anders, aber jeder verschieden“ lautet Hengstschlägers Feststellung im Hinblick auf die 0,1 Prozent Abweichung zwischen verschiedenen Menschen, aber auch zwischen Menschen und manchen Affen. Im Hinblick auf die große Flüchtlingswelle aus Afghanistan, dem Irak und Syrien gab er „das erste politische Statement des Abends“ ab: „Migration und damit Durchmischung ist Teil der Evolution“. Menschen, die durch Krieg gerade ihre Heimat verloren haben, können mit ihren Fähigkeiten mithelfen aus vielen dünnen Schnüren ein dickes Seil zu flechten.

 

Mit seiner klaren Forderung nach der Einführung einer Gesamtschule gab Hengstschläger ein weiteres politisches Statement ab. Eine Schule, die ihre Absolventen wie die Gesellschaft erfolgreich macht, ist dem Experten zufolge von zwei Säulen getragen: zum einen die Reduzierung des viel zu umfangreichen Lernstoffs in den einzelnen Unterrichtsfächern auf ein für die Bewältigung des Lebens nötiges Maß. Das verbunden mit dem Streichen einzelner Fächer bzw. ihrer Integration in andere Fächer  sowie der Vermittlung von derzeit fehlender wirtschaftlicher und politischer Bildung.

 

Gezieltes Fördern

 

Zum anderen sollen die Schüler am Nachmittag dort gefördert werden, wo ihre Stärken liegen. „Kreativität ist das Erste, was wir in unserem Bildungssystem bekämpfen“, kritisierte Referent Hengstschläger und forderte bei speziell talentierten Schülern „einen aktiven Verzicht auf mehr als das Mindestmaß in den Fächern, die ihnen nicht so liegen“. Viel üben bringe nämlich nur dort etwas, wo man die genetischen Voraussetzungen dafür mitbringe.

All das müsse so rasch wie möglich umgesetzt werden, denn schließlich habe schon der römische Denker Seneca richtig erkannt: „Die Fragen der Zukunft sind die Fragen der Gegenwart.“ Was es dafür nach Einschätzung des Experten allerdings braucht, ist „eine ordentliche Portion Mut!“